Aktueller Stand zur Impfung gegen Gürtelrose

Die Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine häufig recht schmerzhaft und langwierig verlaufende Reaktivierung einer bereits im Kindes- und Jugendalter erfolgten Infektion mit dem Windpocken Virus (Varizella-Zoster-Virus, VZV). Detaillierte und zuverlässige Informationen zu der Erkrankung finden Sie zum Beispiel hier bei Deximed

Die Erkrankung tritt häufiger in Zeiten der Schwächung des Immunsystems auf wie zum Beispiel im Zusammenhang mit starken Stressbelastungen oder anderen Systemerkrankungen wie zum Beispiel Krebs oder Infektionen. 

Seit 2018 empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) deshalb für alle Personen über 60 Jahren und bei Vorliegen von schweren Grunderkrankungen auch schon für Patienten ab 50 Jahren eine Impfung mit 2 Dosen eines Totimpfstoffs im Abstand von zwei bis sechs Monaten. 2020 wurde die Zulassung auch auf Patienten unter 50 Jahren mit einem sehr hohen Risiko für die Entwicklung einer Herps zoster Erkrankung erweitert. Die Impfung wird von den Herstellern sehr intensiv auf praktisch allen Kanälen beworben und die Impfung wird in der Praxis häufig nachgefragt.

Eigentlich alles eine ganz gute Sache, aber … nach der Markteinführung häuften sich die Berichte über eine reichlich schlechte Verträglichkeit des Impfstoffs. Dies eskalierte kurz vor Beginn der Corona-Pandemie in einem Aufruf des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) an die Ärzteschaft, jetzt verstärkt schwere Hautreaktionen nach Applikation des Impfstoffs an das PEI zu melden. Auch wenn die Nebenwirkungsanalyse des PEI schon Ende 2020 abgeschlossen wurde, sind die Daten leider bislang immer noch nicht veröffentlicht worden. In seiner aktuellen Ausgabe hat aber das Arznei-Telegramm in einer Korrespondenz das Wissen zum aktuellen Stand der Nachbeobachtungen seit der Zulassung veröffentlicht. Das Arznei-Telegramm ist für mich als vollständig anzeigenfreie, neutrale und unabhängige Publikation eine der wenigen verlässlichen Informationen zu Arzneimitteln in Deutschland, die ich schon seit Jahren gerne mit meinem Abonnement unterstütze.

Laut Angabe des Arznei-Telegramms kann für Patient*innen über 60 Jahre durch eine Impfung für mindestens 6 Jahre mit einer Wahrscheinlichkeit von 84 % das Risiko einer Herpes Zoster Erkrankung vermindert werden. Für Patienten, die bereits eine Zoster-Erkrankung durchgemacht haben, ist die Informationslage unklar und unsicher. Diese Patientengruppe war in den Zulassungsstudien ausgeschlossen worden und es ist frühestens 2024 mit weiteren diesbezüglichen Daten zu rechnen. Für Patienten unter 50 Jahre sind bislang nur Patient*innen mit schwerer Immunsuppression untersucht und es wird eine immer strengere Abwägung der Indikation für den insgesamt schlecht verträglichen und nebenwirkungsreichen Impfstoff empfohlen.

Zusammenfassung für die Praxis:

  • Herpes zoster ist eine unangenehme aber nur selten schwer verlaufende Erkrankung, die  vor allem ältere und/oder immungeschwächte Menschen betrifft
  • Mit zwei Dosen eines Totimpfstoff im Abstand von 2-6 Monaten kann das Risiko einer Erkrankung für Patienten älter als 60 Jahre für mindestens 6 Jahre um 84 % vermindert werden
  • Der Impfstoff ist im Vergleich zu anderen Impfungen relativ schlecht verträglich mit der Ausbildung leichterer Nebenwirkungen wie Rötung und Schwellung an der Einstichstelle, grippaler Infekt etc. 
  • Sehr schwere Nebenwirkungen und die Auslösung von Zoster durch die Impfung sind laut der aktuellen Datenlage nicht sehr häufig. Detailliertere Analysen laufen, sind aber bislang nicht veröffentlicht
  • Für jüngere Patienten sollte die Indikation zurückhaltend gestellt werden

Gerne diskutieren wir mit Ihnen Ihr persönliches Nutzen / Risikoprofil für diese Impfung und verabreichen die Impfung gegebenenfalls auch. Im Vergleich zu anderen Impfungen, bleiben hier für mich allerdings noch viele Fragen offen und wir stellen die Indikation weiterhin insgesamt kritisch nur nach individueller Abwägung. Bitte vereinbaren Sie ggf. einen Termin.