Zum E-Rezept (aus privatärztlicher Sicht)

In den Jahren 2001 und 2002, vor über 20 Jahren, habe ich an der Universität Heidelberg und Fachhochschule Heilbronn einen Aufbaustudiengang zum Master of Science Informationsmanagement in der Medizin absolviert. Das war für mich eine super intensive, sehr erfolgreiche und sehr lehrreiche Zeit! Weitere Informationen zu diesem Studiengang finden Sie auch in diesem kurzen Artikel, den ich damals für das Deutsche Ärzteblatt geschrieben habe: Dtsch Arztebl 2002; 99(5): A-316 / B-252 / C-240 .

Im Rahmen dieses Studiengangs hatte ich auch eine Studie einer großen und sehr renommierten Unternehmensberatung zur Digitalisierung des Gesundheitswesens in der Hand. Das ganze Papier drehte sich im Wesentlichen um eines: die bevorstehende Einführung des E-Rezepts! Wenn das E-Rezept eingeführt sei, dann seien alle wesentlichen Digitalisierungsschritte geschafft. Es sei dann die notwendige Infrastruktur aufgebaut, die für die umfassende Digitalisierung des Gesundheitswesens notwendig sei.

Das war also vor über 20 Jahren! Damals war Ulla Schmidt Gesundheitsministerin und Karl Lauterbach war ihr ständiger Begleiter und „Einflüsterer„.

Viel Zeit ist seitdem vergangen und Gesundheitsminister*innen verschiedener Couleur haben sich die Klinke in die Hand gegeben. Und jetzt ist es also soweit: nach der groß angekündigten und sofort wieder zurückgezogenen E-Rezept-Einführung Anfang letzten Jahres ist es jetzt wohl wirklich soweit: das E-Rezept wurde Anfang 2024 eingeführt! Leider (oder zum Glück?) betrifft das vorerst aber ausschließlich den vertragsärztlichen Sektor des Gesundheitswesens, also die sog. Kassenmedizin. Für den gesamten privatärztlichen Sektor gibt es bislang noch keine zuverlässige Lösung und auch noch keine klare Zeitvorgabe zur Einführung. Nach den mir zur Verfügung stehenden Informationen ist mit einer Einführung des E-Rezepts im Privatbereich frühestens im Jahr 2025 zu rechnen.

Grundsätzlich bin ich zwar der Meinung, dass die Einführung des E-Rezepts ein wichtiger und sinnvoller und für alle Beteiligten vorteilhafter Schritt ist. Letztlich bin ich aber doch auch froh, dass wir im privatärztlichen Versorgungsbereich hier noch etwas Aufschub bekommen. In den verschiedenen hausärztlichen Netzwerken, die ich verfolge, wird auf jeden Fall sehr viel über noch bestehenden Kinderkrankheiten bei der Einführung geschrieben. Diese werden aber wohl in den nächsten Monaten überkommen werden und eine flächendeckende Einführung des E-Rezepts sowie der weiteren Digitalisierungsschritte werden die Prozesse im Deutschen Gesundheitswesens dann sicherlich sehr positiv beeinflussen.