200 Jahre Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ)

Logo Festversammlung 200 Jahre GDNÄ; Quelle: https://www.gdnae.de/versammlungen/leipzig-2022/

An diesem Wochenende durfte ich an der Festversammlung zum 200 jährigen Bestehen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ), deren Mitglied ich seit vielen Jahren bin, in der Kongresshalle am Zoo in Leipzig teilnehmen. Es war für mich ein besonders bemerkenswertes und inspirierendes Ereignis.  

Die GDNÄ wurde 1822 von dem Naturphilosophen und Arzt Lorenz Oken in Leipzig gegründet. Sie ist die älteste und größte interdisziplinäre wissenschaftliche Gesellschaft in Deutschland. Die Gesellschaft versammelt Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, um gemeinsam über neue Entwicklungen in Naturwissenschaften, Medizin und Technik zu diskutieren. Schon alleine die Reihe großer Persönlichkeiten wie zum Beispiel Carl Gustav Carus, Albert Einstein, Rudolf Virchow, Otto Hahn, Werner Heisenberg und Max Planck, die die Gesellschaft und ihre Versammlungen geprägt haben, ist eine Ehre. Und so war auch in diesem Jubiläumsjahr das Vortragsprogramm ein großartiges Feuerwerk berauschender wissenschaftlicher Erkenntnisse auf allen Ebenen. 

Blick auf die Vortragsühne des Großen Saals der Kongresshalle am Zoo, Leipzig. Foto mjk 10.9.2022

Neben vielen anderen haben mich ganz besonders beeindruckt:

  • der Nobelvortrag von Professor Genzel (Nobelpreis Physik 2020) über seine  40-jährige wissenschaftliche Reise zu einer immer genaueren Erfassung und Beschreibung eines schwarzen Lochs im Zentrum unser Milchstraße, 
  • die großartigen Vorträge von Prof. Roland Wiesendanger und Professor Petra Fromme über die neuesten Möglichkeiten der Bildgebung auf atomarer Ebene mit Rastertunnelmikroskopie und Röntgenkristallographie, 
  • die Vorträge aus dem Fachbereich Informatik und künstlicher Intelligenz zu den schier unfassbaren Möglichkeiten der Bilderkennung und Bildverarbeitung,
  • und insbesondere auch die faszinierende Darstellung des Sprech- und Schluckaktes, sowie des schlagenden Herzens mittels Magnet-Resonanz-Tomographie in Echtzeit durch Prof. Jens Frahm vom Max-Planck-Institut für multidisziplinäre Naturwissenschaften.
Anti-Kriegs-Plakat in der Nikolai Kirche, Leipzig. Foto: mjk 10.9.2022

Ein sehr besonderes Erlebnis war auch das Konzert für Orgel, Sopran, Trompete und Saxophon am Freitag Abend in der Nikolai-Kirche unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Prof. David Timm. Die Stimmung an diesem so geschichtsträchtigem Ort war insbesondere unter dem Eindruck der anhaltenden Auseinandersetzung mit Russland sehr ergreifend. Genau in meinem Blickfeld, gegenüber meinem Sitzplatz in der Nikolai-Kirche, hängt an einer Empore ein Plakat mit dem Schriftzug “Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein”. Das hat mich sehr berührt und ich bete auch jetzt für eine ähnlich fried- und wundervolle Lösung wie 1989/90.

Heute am Sonntag Vormittag erfolgten zum Abschluss noch Vorträge und eine Podiumsdiskussion zum Thema mRNA-Medizin. Die unaufgeregte und unaufdringliche Sachkompetenz der hochkarätigen Referenten aus den Bereichen Biologie, Biochemie, Pharmakologie und Medizin bildeten ein eindrucksvolles Update zum aktuellen Stand und den Möglichkeiten mRNA-basierter Therapiekonzepte.