In der Praxis war es ein guter Sommer! Im April und Juni hatten wir keinen einzigen Covid Fall mehr gehabt, es waren einige leichtere sonstige Infekte nachzuholen, wir haben verschiedentlich – aber auch nicht sehr viel – mit Post-Covid Erkrankungen zu tun, ganz vereinzelt sehen wir Post-Vac-Syndromen (langanhaltende Nebenwirkungen nach der Covid-Impfung).
Die großen Einschränkungen der vergangenen Jahre sind vorbei und wir konnten uns in den letzten Monaten ganz unseren vielfältigen Kernaufgaben der hausärztlichen Versorgung widmen. Es ist ja gerade diese Vielfalt der unterschiedlichen Menschen, der Beschwerdebilder, der Herangehensweisen, der Schicksale, der Möglichkeiten zu helfen, die die hausärztliche Tätigkeit zu einem so wunderschönen Beruf und einer so erfüllenden Berufung machen.
Im Juli kam dann plötzlich wieder eine Reihe von hochfieberhaft und relativ schwer erkrankter, jüngerer Menschen, die alle im Schnelltest Covid positiv waren und nach einer etwas verzögerten Rekonvaleszenzzeit von ca. 2 Wochen wieder weitestgehend fit geworden sind.
Im August hatten wir keinen einzigen Covid-Fall. Mit Schulbeginn Anfang September stellen wir eine erhebliche Zunahme der fieberhaften Infekte fest, von denen in etwa 30 % Covid-positiv sind. Eine ältere Dame mit einer akuten Covid-positiven Viruspneumonie mussten wir wegen der zunehmenden Einschränkung der Lungentätigkeit zur Überwachung ins Krankenhaus schicken, sie konnte von dort zwischenzeitlich aber auch schon wieder entlassen werden.
Ich rechen für diesen Herbst und Winter mit einer erheblichen, aber nicht dramatischen Infektionssituation im Hinblick auf Covid, Influenza und die vielen anderen aerogenen Infekte.
Für mich selbst habe ich beschlossen, dass ich das, was ich gegen eine Infektion (und Weitergabe) tun kann, tun will. Ich bin 51 Jahre alt, gesund, aktiv und nicht-mehr-Raucher und habe keine medizinische Indikation für eine Impfung gegen Covid oder Influenza. Ich bin aber durch meinen Beruf einer hohen Exposition gegenüber aerogenen Viren ausgesetzt und habe ebenfalls durch meinen Beruf viel Kontakt zu den echten Risikogruppen. Ich habe mich deshalb bereits vorletzte Woche gegen Grippe und letzte Woche mit dem neu adaptierten Impfstoff gegen Covid impfen lassen. Beide Impfungen habe ich ohne nennenswerte Nebenwirkungen vertragen (leichter Druck an der Impfstelle, nach Covid Impfung einen halben Tag leichte Kopfschmerzen).
Wir empfehlen die Grippe- und die Covid-Impfung im Wesentlichen für die gleiche Zielgruppe: alle Patienten, die entweder ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben wegen anderer bestehender Grunderkrankungen wie zum Beispiel Diabetes, COPD, Tumorerkrankungen, Herzerkrankungen, Cortisontherapie usw. Oder eben auch allen Patienten, die durch ihre berufliche oder private Tätigkeit ein hohes Risiko für eine Exposition oder Weitergabe aerogener Virusinfektionen haben, wie zum Beispiel Viel-Reisende, Mitarbeiter im Gesundheitssystem, Angehörige von Pflegebedürftigen. Es gibt keine generalisierte Impf-Empfehlung mehr für alle. Für Kinder gelten sowieso mehr Einschränkungen. Im Zweifelsfall diskutieren wir gerne mit Ihnen die Vor- und Nachteile eine Impfung- oder Nicht-Impfung und unterstützen Sie bei Ihrer informierten Entscheidung.
Als Hygienemaßnahmen habe wir einiges aus der Pandemiezeit beibehalten und anderes wieder verworfen:
- wir bitten alle Patienten mit akuten Infekten zum Schutz von Mit-Patienten und Personal eine Maske zu tragen (wir händigen Ihnen gerne eine Maske aus),
- im Wartezimmer bleibt die kontinuierliche Virus-reduzierende Luftfilteranlage in Betrieb,
- für Infektions-Patienten haben wir eigene Sprechstundenbereiche reserviert,
- für alle Fälle haben wir unser Infektionszelt gereinigt, desinfiziert und wieder voll einsatzfähig gemacht,
- und wir sind ausreichend ausgestattet mit Masken, Schutzmaterialien, Abstrichmaterialien etc.
Wir wünschen Ihnen allen beste Gesundheit, Zuversicht und eine gute Zeit!